Einem Edelmanne aus der Schweiz, der sehr geldbedürftig war, träumte einmal,
er werde auf der steinerndn Brücke in Prag sein Glück finden. Sogleich begann
er die beschwerliche Reise aus der Schweiz nach Böhmen, kam glücklich nach Prag
und ging nun auf die steinernen Brücke erwartungsvoll auf und ab. Endlich
fiel dem Soldaten, der auf der Brücke die Wache hatte, das seltsame Verweilen
des Fremdlings auf, weshalb er ihn fragte, was er denn suche. "Mir hat
geträumt," sagte der Schweizer, "dass ich auf dieser Brücke
mein Glück finden werde, jetzt gehe ich aber schon einen halben Tag hier
auf und ab und finde keines!" "Ja," sagte der Soldat, "mir
träumte auch einmal, ich werde im Erzgebirge mein Glück finden; aber
wer wird den Träumen nachgehen!"
Kaum hatte der Schweizer diese Worte vernommen, eilte er allsogleich in den
Gasthof zurück, ließ sein Pferd satteln und ritt dem Erzgebirge zu.
Nach vielen Kreuz- und Querzügen kam er in die Gegend von Lichtenstadt.
Als er nun den Berg hinansprengte, um nach Konradsgrün zu gelangen, blieb
des Pferdes Huf irgendwie hängen und das Hufeisen riß ab. Er stieg
also vom Pferde, um nach der Ursache des Unfalles zu sehen, und eine
losgerissene Erdscholle ließ ihn gediegenes Silber erblicken. Sein Glück
war gefunden. Alsbald begab er sich in das nahe Dorf, und als sein Pferd wieder
beschlagen war, kehrte er in seine Heimat zurück. Aber nicht lange darauf
kam er mit einem Zug Schweizer Bergleute nach Konradsgrün und wurde bald
ein reicher Mann.
Zur Erinnerung an deine Entdeckung führt noch jetzt ein langer Haldenzug
bei Joachimsthal den Namen "Schweizerzug".
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