Im Nachlaß meines Großvaters fand ich den nachstehenden Beitrag – Zeitungsausschnitt aus dem Jahre 1965:

Die "große Wasserfluth" vor 400 Jahren am 21. Juli 1565

von Langer

Vor genau 400 Jahren, am 21. Juli 1565, erlebte Annaberg und seine nähere Umgebung, von den großen Stadtbränden abgesehen, einen schwarzen Tag. Der bekannte Chronist Pfarrer Christian Lehmann aus Scheibenberg schreibt darüber in seinem "Historischen Schauplatz": "Anno 1565, den 21. Juli, mittags um 2 Uhr, hat eine ungeheure Fluth Annaberg und benachbarte Orte Waltersdorf, Schlettau, Buchholz, Dörfel, Hermersdorff, Tannenberg und Schönfeld überfallen" und beschreibt dann ausführlich diese Katastrophe. Zur genannten Stunde entlud sich über Crottendorf ein schweres Gewitter mit Wolkenbruch, so daß sich ungeheure Wasserfluten über die im Zschopau- und Sehmatal gelegenen Ortschaften ergossen, die schlimme Schäden anrichteten. Dazu kam ein furchtbares Schloßenwetter, das in weitem Umkreis die gesamte Ernte vernichtete. Viele Dämme der in jener Zeit noch sehr zahlreichen Teiche brachen.

In der Oberförsterei zu Crottendorf wurden Hof und Stall überschwemmt, wobei zwei Kühe und zwei Ziegen ertranken, dann ist die Flut "nach Waltersdorff gewaltzet" und hat dem Obermüller sein Vieh weggeführt. In Schlettau hat sie u. a. die Schloßteiche zerstört und "im Keller etliche Faß Bier ersäufet", und in Schönfeld fielen ihr viele Pferde, Kühe und Kälber zum Opfer. Besonders groß war auch der Gebäudeschaden an den Mühlen und den zahlreichen in Sehmatal stehenden Pochwerken, Hütten, Schmieden und Kohl-Häusern, die zum Teil völlig zerstört wurden. Aber auch andere Häuser stürzten ein, und der Hausrat wurde fortgeschwemmt. Alle Brücken und Stege von Schlettau bis Wolkenstein wurden zerstört und von den Fluten fortgerissen.

Natürlich erforderte die Katastrophe auch zahlreiche Menschenleben. Allein in Wiesa kamen 13 Personen um, meistens Kinder. Doch erzählt Lehmann auch von wunderbaren Rettungen.

Noch mehrfach wurde unser Obererzgebirge von "grausamen Wasserfluthen" heimgesucht, besonders schlimm in den ersten Augusttagen des Jahres 1661, wobei das ganze Gebiet zwischen Zwickauer Mulde und Flöha schrecklich verwüstet wurde, nie aber wurde unsere engere Heimat so hart betroffen wie an jenem 21. Juli vor 400 Jahren.

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